Was erscheint Dir persönlich wertvoll? Welche Werte willst Du leben und Deinen Kindern und anderen Menschen weitergeben? Wie bewertest Du andere? Und wie schaffst Du es, nicht zu werten?
Werte sind zentrale Verbindungselemente zwischen den Menschen und unterscheiden uns von anderen Lebewesen. Der Prozess der menschlichen Verbindung basiert unter anderem auf einer Vereinbarung auf gemeinsame Werte. Daraus folgt auch: Unterschiedliche Werthaltungen sind von ihrer Natur her trennend, wir werden keine anhaltende Beziehung mit einem anderen Menschen oder einer Gesellschaft eingehen, die unser Wertegerüst nicht akzeptieren und respektieren. Um uns verbunden zu fühlen, sind gemeinsame Werte also unabdingbar. Das können moralische Werte sein, wie Treue, Vertrauen, Verantwortung, Demut, Hilfsbereitschaft, gegenseitige Unterstützung, ewige Freundschaft oder auch materielle Werte wie ein gemeinsamer Haushalt, ein dickes Bankkonto, Statusstreben, ein gemeinsames Projekt oder die Gründung einer Familie. Auf der gesellschaftlichen Ebene kommen dann zum Beispiel Solidarität, Respekt, Toleranz, Rechte und Pflichten dazu.
Wir verbinden, verpflichten oder verlieben uns also nicht nur auf der Gefühlsebene, sondern wir suchen auch die Verbindung auf der Ebene der gemeinsamen Werte. Schon beim ersten Kennenlernen eines Menschen checken wir ihn deshalb auf seine Werthaltung ab. Mit Fragen und Beobachtungen röntgen wir auf eine Übereinstimmung. Es ist immer wieder interessant, WAS wir WERTEN. Gewichten wir die emotionalen Werte wie Gleichheit, Verbundenheit und übereinstimmende Bedürfnisse höher, kann es uns passieren, dass wir uns nach der Phase „Rosarot“ plötzlich augenreibend fragen, was wir an diesem Menschen so faszinierend fanden, der hat ja eine ganz andere Werthaltung! Dann sind wir vermutlich unserer eigenen Projektion eines Idealsbilds auf den Leim gekrochen. Vielleicht setzen wir lieber pragmatisch auf die materiellen Werte, dann fühlen wir uns eher abgesichert, aber die emotionale Distanz macht uns grausam zu schaffen. Auch Menschen mit hohen moralischen Wertverbindungen, die sie über alles stellen, landen oft unsanft – denn wenn die Gefühle sich ändern, können ehemals verbindliche Werte wie Treue oft nicht mehr geleistet werden. Drum gilt es, sich zu prüfen, wie ausgewogen eine Verbindung ist, dann erkennst Du auch den Wert und den Bestand einer Beziehung.
Im System einer Gesellschaft realisieren wir, dass es eine Vielfalt von persönlichen Werthaltungen gibt, die alle ihr Recht auf Wahrnehmung und Manifestation einfordern. Deshalb definiert eine Gesellschaft übergeordnete Werte, die das gemeinsame Zusammenleben ermöglichen sollen. Darunter fallen zum Beispiel Bildungssysteme, Arbeitsfelder und Karrieremöglichkeiten, Soziale Absicherung und Förderung, Rechtssprechung, aber auch Grenzen wie Verantwortung, Gesetze und Sanktionen. Durch die Ablösung der Kirche durch den Staat in der Entstehungsgeschichte unserer Gesellschaft, schleichen sich auch immer wieder religiöse Werte aus der Bibel und anderen theologischen Wertesystemen ein. Die Vermischung von Moral und Verstand beschäftigt daher jedes Gesellschaftssystem.
Wenn ich mich mit den gesellschaftlichen Werten identifizieren kann, werde ich daraus ein Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden ziehen. Stehen diese Werte aber in krassem Gegensatz zu meinem persönlichen Wertegerüst, dann werde ich entweder still oder leise rebellieren oder komplett resignieren. Beides sind enorme destruktive Energien für die Gesellschaft. Daher wäre jede Gesellschaft gut beraten, wenn sie ihre gemeinsamen Werte einer kontinuierlichen Überprüfung unterzieht, um ein gemeinsames Miteinander zu definieren. Die Realität präsentiert uns gerade eine Abstimmungsvorlage, deren Wert eigentlich in einer fundierten Auseinandersetzungen mit der sozialen Verantwortung füreinander liegt. Hört man aber den Politikern und Wählern zu, überlegt jeder nur bis ins eigene Portemonnaie. So werden wir einmal mehr zu Gesetzesvorlagen befragt, die die Grenzen unseres Zusammenlebens definieren. Wäre nicht eine Auseinandersetzung mit unseren gemeinsamen, gesellschaftlichen Werten – konstruktiver, damit wir uns als Menschen unserer gemeinsamen Verantwortung füreinander wieder bewusst werden ?
In der psychologischen Astrologie gewichten wir den sogenannt „wertfreien Blick“. Dies ist per definition grundsätzlich unmöglich, denn der Astrologe besitzt wie jeder Mensch ein Wertesystem, durch das er die Welt sieht. Meine Erfahrung ist aber, dass man „wertfrei wahrnehmen“ lernen kann. Das Ziel ist, den Blickwinkel dadurch maximal zu erweitern, um das Geschehen und die Antriebe auf mehreren Ebenen wahrnehmen zu können. Dabei sind Wertungen in jeder Form sehr behindernd und müssen bewusst vermieden werden. Ebenso soll der Klient ja nicht auf meinen Lebensweg gelangen, sondern seinen individuellen Entwicklungsprozess vollziehen. Nebst Wertfreiheit sind da Toleranz, Empathie und Wissen gefragt. Dieser wertfreie Blick hat etwas sehr Befreiendes; sich nicht über alles und jeden eine Meinung bilden zu müssen und dadurch konstant Grenzen zu ziehen, ist entspannend. Und es ermöglich einem, den anderen Menschen unvoreingenommen wahrzunehmen und vielleicht die Welt ein Stück weit mit seinen Augen zu sehen. Das ist dann richtig spannend und bereichernd!
Es ist das ewige Tarieren eines Gleichgewichts, das uns alle beschäftigt. Es gibt Orte, wo Wertung störend ist und Orte, wo Wertung dringend nötig wäre. Darüber nachzudenken und zu diskutieren, bedeutet sich bewusst zu werden. Das ist ein Anfang. In diesem Sinne wünsche ich Dir weitere wertvolle Sternstunden mit Astro la Vista!