Rezept von Mascha Kaléko
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten
Für die paar Jahre
Wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
Und der Anzug im Schrank.
Sage nicht „mein“.
Es ist Dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.
Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muss, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
Sieh im still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.
Erwarte nichts.
Und hüte besorgt Dein Geheimnis.
Selbst der Bruder verrät,
Geht es um dich oder ihn.
Den eigenen Schatten nimm
zum Weggefährten.
Feg Deine Stube wohl
Und tausche den Gruss mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun.
Und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in Dir halte wach,
unter dem Dach im Einstweilen.
Zerreiss Deine Pläne. Sei klug
Und halte Dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
Im grossen Plan.
Jage die Ängste fort
Und die Angst vor den Ängsten.